Rundbrief Juli 2000
 

Kontaktadressen und Mitfahrbörse: 
Helmut Adolf, Vor der Teufelsküche 12, 39340 Haldensleben,
( 0 39 04 / 4 25 95, Fax 0 39 04 / 46 49 33
Dr. Erika Drees, Beethovenstr. 13, 39576 Stendal,
(0 39 31 / 21 62 67, Fax 0 39 31 / 31 60 08
Joachim Spaeth,
( (01 72) 3 99 42 62

Spendenkonto: Gisela Mühlisch, Kto. 3010008448, BLZ 81050555, Sparkasse Stendal, Stichwort: OFFENe HEIDe

E-Mail: OFFENeHEIDe@t-online.de Internet: http://www.offeneheide.de 

 

Abs.: Helmut Adolf, Vor der Teufelsküche 12, 39340 Haldensleben

Haldensleben, 22.06.2000

 

Liebe Freundinnen und Freunde der Colbitz-Letzlinger Heide,

unser 84. Friedensweg am Sonntag, den 02. Juli 2000 ist verbunden mit einer botanischen Exkursion. Treffpunkt ist aber um 14 Uhr in Letzlingen der Marktplatz direkt an der B 71, wo unsere Kundgebung stattfindet. Dann fahren wir gemeinsam nach Theerhütte, dem Beginn unserer Wanderung. Gisela Berfelde hat schon einige interessante Pflanzen am Wegesrand entdeckt und wälzt gerade manches Buch, um noch bestehende Zweifel bei bestimmten Pflanzen auszuräumen. Zum Friedensweg wird sie eine gute Führerin durch die Pflanzenwelt sein. Insgesamt legen wir etwa 6 km zurück, aber es gibt immer wieder Pausen. Somit leistet der Friedensweg einen Beitrag zur Erweiterung der Kenntnisse über die Natur.

Die 62. Protestwanderung der Bürgerinitiative FREIe HEIDe findet am Sonntag, den 25. Juni 2000 um 14 Uhr von der Kirche in Rossow aus statt.

Im "Hauses Hubertus" nördlich von Colbitz an der Betonstraße, der Ausschilderung folgend findet am Mittwoch, den 05. Juli 2000 um 19 Uhr unser nächstes Arbeitstreffen statt.

Ein bei uns verbreitetes Blatt nennt sich "Volksstimme", aber wenn Teile des Volkes, wie Rigbert Hamsch das Getue um Herrn Meixners Wunsch, einmal im Panzer durch die Gegend zu fahren, kritisiert und den Panzer als solches darstellt, was er ist: ein Instrument zum Töten und Verstümmeln von Menschen, dann findet sich kein Platz im Blatt zum Veröffentlichen. Dafür hat er eine Mail von der Redaktion bekommen, dass "Ihre Meinung nicht ohne Echo in der Redaktion geblieben ist." Weiterhin: "... vielen Dank für Ihre Zuschrift, über die wir uns sehr gefreut haben. Die Redaktion braucht Kritik und Anregung aus der Leserschaft. Welch hohen Wert Ihr Brief für uns besitzt, zeigt die Tatsache, daß er - wie jeder andere Brief - sowohl von der Chefredaktion wie von den zuständigen Ressortleitern und Redakteuren gelesen wird. So versteht die Redaktion jeden Brief auch als Anregung für das Herangehen an aktuelle Themen unserer täglichen Arbeit. Wir bitten aber um Verständnis, dass wir bei der Vielzahl von Briefen Ihre Zuschrift leider nicht veröffentlichen konnten." Aber für irgend welche Plappertaschen, die sich gleichlautend über die Benzinpreise auslassen, ist immer Platz.

Euer

Helmut Adolf

 

Der dritte Weg  
(D. Sölle)

Wir sehen immer nur weite Wege:

sich ducken oder zurückschlagen, sich klein kriegen lassen oder ganz groß herauskommen, getreten werden oder treten.

Jesus, du bist einen anderen Weg gegangen, du hast gekämpft, aber nicht mit Waffen,

du hast gelitten, aber nicht das Unrecht bestätigt, du warst gegen Gewalt, aber nicht mit Gewalt.

Wir sehen immer nur zwei Möglichkeiten:

selber ohne Luft zu sein oder anderen die Kehle zuhalte. Angst haben oder Angst machen, geschlagen werden oder schlagen.

Du hast eine andere Möglichkeit versucht, und deine Freunde haben sie weiterentwickelt: sie haben sich einsperren lassen; sie haben gehungert, sie haben die Spielräume des Handelns vergrößert.

Wir gehen immer die vorgeschriebene Bahn, wir übernehmen die Methoden dieser Welt:

verachtet werden - und dann verachten, die anderen und schließlich uns selber.

Lasst uns die neuen Wege suchen. Wir brauchen mehr Phantasie als ein Rüstungsspezialist und mehr Gerissenheit als ein Waffenhändler und lasst uns die Überraschung benutzen und die Scham, die in den Menschen versteht ist!

 

Vor einigen Monat hat uns Tobias Pflüger aus Tübingen auf unserem Friedensweg begleitet. Er ist Politikwissenschaftler und wurde Ende Mai interviewt zum Thema Bundeswehrreform. Hier einige Auszüge aus dem Interview (Junge Welt 24.05.2000)

Wie bewerten Sie die Vorschläge zur Bundeswehrreform?

Es geht darum, die Bundeswehr zu einer Interventionsarmee zu machen...sie weiter kriegsführungsfähig zu machen. Das heißt, solche Kriege wie gegen Jugoslawien sind von dem, was an Militär dann zur Verfügung steht, noch "besser" möglich.

Die vorgesehene Verringerung der Truppenstärke ist also nicht positiv zu bewerten?

... das ist nur ein zahlenmäßig eine Abrüstung, aber praktisch sind es dann mehr Truppen, die für Kriegsführung zur Verfügung stehen. Die Krisenreaktionskräfte, jetzt "Einsatzkräfte" sollen nämlich auf 140.000 bzw. laut Kirchbach auf 157.000 erhöht werden. Das ist ungefähr eine Verdreifachung. Der gefährlichste Teil der Bundeswehr wird hochgerüstet und die "ungefährlicheren" Teile rüstet man ab. Es findet eine quantitative Abrüstung, aber eine qualitative Aufrüstung statt.

Der Schritt weg von der Wehrpflicht ist doch aber positiv?

Die Wehrpflicht ist natürlich ein Zwangsdienst. Und die Abschaffung eines Zwangsdienstes ist immer gut. Aber man erreicht mit der Abschaffung der Wehrpflicht gar nicht den Kernpunkt des Problems, nämlich die Kriegs-Leute. Aber friedenspolitisch geht es darum, ob es eine Armee ist, mit der man Krieg führen kann oder nicht.

Was schlagen Sie hinsichtlich der Bundeswehrreform vor?

Wir von der Informationsstelle Militarisierung e.V. Tübingen fordern, dass Kriegsführungsunfähigkeit oder eine strukturelle Angriffsunfähigkeit erreicht wird. Das wäre dadurch möglich, dass man die Krisenreaktionskräfte, die inzwischen Einsatzkräfte heißen, sofort auflöst. Dieser Orwellsche Begriff der "Krisenreaktion" hat ausgedient, jetzt geht es nur noch um den EINSATZ, um Kriegs- und Kampfführung Ziel muss natürlich die Auflösung der Bundeswehr insgesamt sein. Außerdem muss verhindert werden, dass die neue NATO-Strategie umgesetzt wird. Sie ist völkerrechtswidrig. Sie enthält Angriffselemente und führt das Faustrecht wieder ein... Ganz wichtig ist auch, die Militarisierung der Europäischen Union zu verhindern, weil sie eindeutig in Richtung Militärmacht marschiert.