08.03.2014, Familienfreundlich töten ??
Ein Bericht zum 8. März um das Gefechtsübungszentrum GÜZ herum. Gastkommentar von Uta Müller

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Eine Soldatin in Uniform sitzt im Rollstuhl – ein Baby und ein Maschinengewehr auf dem Schoß, zu ihren Knien eine beschriebenes Papier. „Die ist ja gar nicht echt!“ stellt die 6-jährige Amira fest, als sie die Schaufensterpuppe befühlt. Ihr Bruder liest den Text des Schildchens vor: „Familienfreundlich töten.“ Amira will es genau wissen und wendet sich an die 'echte' Frau, die auf der Bank daneben sitzt und offensichtlich etwas mit der Soldatin im Rollstuhl zu tun hat: „Warum machst du das?“ Sie bekommt zur Antwort: „Ich mag Krieg nicht und möchte nicht, dass Frauen mitmachen!“ Nach kurzem Nachdenken hat das Mädchen einen Einfall: „Stimmt, heute ist Muttertag.“ „Frauentag,“ nickt die Frau verbessernd.

Diese Szene spielte sich am Nachmittag vom 8. März mitten in der City von Magdeburg ab. Frauen waren unterwegs und verschenkten Rosen mit Flyern „Nie wieder Krieg!“ und Spruchbändchen mit Antikriegs-Zitaten. Das Gedicht „Fantasie von übermorgen“ von Erich Kästner und Plakate, die sich gegen Kriegsvergewaltigungen richten, wurden aufgehängt. Postkarten mit antimilitaristischen Aktionen und Streichholzschachteln mit Friedenswünschen werden verteilt. Am Morgen des Frauentages hatten sich Frauen aus der Bürgerinitiative OFFENe HEIDe und Feministinnen aus unterschiedlichen antimilitaristischen Zusammenhängen vor einem Supermarkt in Gardelegen zusammengefunden, um in Ortschaften rund um den Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide ihre Vorstellungen zu Krieg und Militarisierung zu verbreiten und mit Frauen ins Gespräch zu kommen.
„Unsere Aktion war ein voller Erfolg,“ freut sich eine der BI-Frauen, „zuerst hatten wir Angst, dass wir nur ganz wenige werden. Aber heute sind wir 18 Frauen! Aus allen möglichen Richtungen der BRD. Und die meisten Frauen auf der Straße haben sich gefreut, angesprochen zu werden.“
Es habe viele spannende Gespräche gegeben.

Zustande gekommen ist das Ganze bei einem Treffen von Friedensfrauen aus der Bürgerinitiative und Feministinnen von der „Pinken Barkasse“, die letztes Jahr auf dem Wasserwege von Hamburg nach Magdeburg zum „War-starts-here Camp“ gefahren war. Sie hatten festgestellt, dass vor der sogenannten Wende der 8. März in der DDR als Tag, an dem die Frauen geehrt und gewürdigt wurden, im Westen eher als Internationaler Frauenkamftag für die Frauenbewegung eine politische Bedeutung hatte, an dem sie ihre Forderungen auf die Straße trugen. Dieses Jahr wollten sie den Versuch wagen, den Tag gemeinsam zu gestalten.

Warum haben sie sich am 8. März gerade hier getroffen? „Für mich ist das Gefechtsübungszentrum ein Symbol für den aktiven deutschen Krieg und das will die Frau Kriegsministerin jetzt noch als familienfreundlich verkaufen!“ erklärte eine Wendländerin mit Zorn in der Stimme. Sie bezieht sich damit auf die Erklärungen der Bundesverteidigungsministerin von der Leyen, die Militäreinsätze der Bundeswehr auszuweiten und Tagesmütter in die Kasernen zu holen. „Und wir leben hier,“ sagte eine der BI-Frauen, „und müssen uns ständig anhören, dass die Bundeswehr Arbeitsplätze schafft.“ Trotz aller Verschiedenheiten waren sie sich einig: Sie sagen nein zum Krieg und wollen sich weiter einmischen.