Rundbrief Dezember 2004
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Abs.: Christel Spenn, Schillerstraße 33, 39108 Magdeburg
Magdeburg, den 25.11.2004
Weihnachten
Der Stern von
Bukarest Lima Manila
verblaßt im Flutlicht
von Stadien und Pisten
Der Betonpfeiler
ist eine Wand für den Stall.
Hier wird das Kind betteln strichen klauen
wird vertrieben verkauft
verstümmelt
blind werden taub.
Die Verkündigung ist kein Tagesthema
für die Hirten ohne Herde ohne Feld
Christoph Kuhn
Liebe Freundinnen und Freunde der Colbitz-Letzlinger Heide,
Der Treffpunkt zum 137. Friedensweg am Sonntag, den 05. Dezember 2004 ist um 14 Uhr in Jävenitz neben der Kirche direkt an der B 188. An diesem Tag findet auch der 7. Weihnachtsmarkt statt. Eine zeitige Anreise lohnt sich also. Nach der Kundgebung geht es zum Ausgangspunkt der etwa
4 km
langen Wanderung südlich der Eisenbahn. Wenn Schnee liegt, gehen wir zum Weinberg, darum bitte Schlitten mitbringen. Wie alljährlich gibt es auch eine Weihnachtsüberraschung. Zum Aufwärmen begeben wir uns gegen 15.30 Uhr in die Gaststätte "Zur Gans", wo uns Christoph Kuhn aus Halle (Saale) Texte zu Frieden und Krieg vorstellen wird, untermalt von etwas Musik auf dem Akkordeon, gespielt von Maria-Theresa Conrad. Oben gibt es schon einen Text von Christoph Kuhn. Bei der Veranstaltung gibt es wieder Kaffee und Kuchen, so dass das heimische Kuchenblech kalt bleiben kann. Es gibt natürlich auch Bücher von Christoph Kuhn zu kaufen.Am 04.und 05. Dezember 2004 findet in Kassel der 11. Friedenspolitische Ratschlag statt. In diesem Jahr ist das Motto "Frieden durch Krieg?". Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.friedensratschlag.de
Das Arbeitstreffen beginnt am Mittwoch, den 08. Dezember 2004 um 19 Uhr in Letzlingen bei Familie Hinz (Klosterstraße 8).
Während dieser Rundbrief gedruckt, eingetütet und abgeschickt wird, tagt in Berlin der Bundestag zum Haushalt 2005. Dieser wird wieder ein recht faules Weihnachtsgeschenk sein. Allein 23,9 Mrd. Euro umfasst der Einzelplan 14 für "Verteidigung". Auf Seite 31 (Titelgruppe 02) findet sich gleich die Aussage, dass die Ausgaben für Truppenübungen von 83,080 Mio Euro 2004 auf 92,331 Mio. Euro 2005 steigen soll, obwohl die Personalausgaben insgesamt reduziert werden. Dann findet sich gleich der Satz "Einnahmen aus der Mitbenutzung des Gefechtsübungszentrums des Heeres durch ausländische Streitkräfte fließen den Ausgaben zu." Also soll das GÜZ obendrein noch als Kassenfüller dienen.
Von der DFG-VK läuft gerade eine Kampagne mit dem Ziel den Rüstungshaushalt um jährlich 5 % zu senken. Näheres dazu gibt es im Internet unter www.schritte-zur-abruestung.de. Auf eine e-Mail-Aktion der Kampagne zum Haushaltsdebatte hat bisher nur die Abgeordnete Petra Pau (PDS) geantwortet, die die Forderungen der Kampagne teilt.
Eine Gruselstunde der besonderen Art bietet ein Besuch auf der Homepage der Firma Serco ("zivile" Betreiberfirma des GÜZ) www.serco-europe.de mit Presseberichten, in denen über die Technik in der Heide geschwärmt wird.
Euer
Helmut Adolf
Ähnliche Sorgen wie mich bewegen auch Malte Fröhlich, von dem die folgenden Zeilen stammen:
In Michael Endes "Die Unendliche Geschichte" wird Phantasien durch die Leere bedroht. Die Leere entsteht durch die Fantasielosigkeit und die traumlose Hoffnungslosigkeit der Menschen und Menschenkinder. Die Leere saugt die Bewohner Phantasiens in die Menschenwelt und verwandelt sie hier in Lügen, Wahnvorstellungen und Scheinwünsche.
Die Bundeswehr hat kürzlich gezeigt, wie real Michael Endes Geschichte
ist.
Über der Colbitz–Letzlinger Heide flogen Kampfhubschrauber "Fuchur".
So wurde der Glücksdrache aus der "Unendlichen Geschichte zu einer
Kriegsmaschine pervertiert.
Welch kranker Geist kann die Grauen des Krieges so weglügen wollen?
Oder wird in der offenbar unwidersprochenen Namensgebung der bedrohliche Grad
unserer Militarisierung deutlich?
Die Kindliche Kaiserin hatte mehr Macht als sich unsere Regierungen nur träumen können. Jedoch wendete sie diese niemals an. Phantasien und damit unsere Menschenwelt können nur gemeinsam überleben. In einer überlebensfähigen Menschenwelt gibt es keinen Platz für Kriege und keinen Platz für geschürte Angst vor fremden Kulturen und Religionen. Eine überlebensfähige Menschenwelt muß vom Geist der Ringparabel und nicht vom Sicherheitswahn des Herrn Schily getragen sein.
Eine überlebensfähige Gesellschaft muß mündige Bürger hervorbringen, die ohne Machtanspruch genügend Kraft aufbringen um den vielen Bushs dieser Erde ihre Bedrohlichkeit wegzunehmen. Die Bushs mit und ohne Turban sind gleichermaßen Bedrohung für Fantasien und die Menschenwelt, wie unser sie gewähren lassen.
Und wir? Vielleicht ist unsere Aufgabe auch mit neuer Fantasie eine überraschend neue Widerstandskultur zu beleben. Vielleicht brauchen wir in der OFFENen HEIDe und im Gorlebenwiderstand mehr Zukunftsträume und mehr Fantasie, um die Lügengebäude aus militärischer Friedensschaffung durch Krieg und die aus grenzenlosem Wachstum und sicherem Atomstrom zum Einsturz zu bringen. Wo kommen all die Lügen in den Mündern unserer Politiker her? Welche Gestalten aus Phantasien sind von unserer Leere in diese Unmenge von Lügen verwandelt worden?
Es steht schlecht um Phantasien und es steht schlecht um die Möglichkeit unserer Kinder, auf natürliche Art alt werden zu können.
Last uns gemeinsam die Kräfte entwickeln, die ohne Machtanspruch Lessings Ringparabel zu mehr Gewicht verhelfen als Schilys Sicherheitswahn sich je zu erträumen vermag. Dann wird auch die Macht all der Bushs zu bröckeln beginnen. Es ist weniger wichtig welche Partei die Regierung stellt, als unsere Mündigkeit und unser zukunftsorientiertes Selbstverständnis und Handeln.