Rundbrief August 2004

Kontaktadressen und Mitfahrbörse:
Christel Spenn, Schillerstraße 33, 39108 Magdeburg, ( 03 91 / 2 58 98 65
Dr. Erika Drees, Beethovenstr. 13, 39576 Stendal, ( 0 39 31 / 21 62 67, Fax 0 39 31 / 31 60 08
Joachim Spaeth, ( (01 60) 3 67 18 96

Spendenkonto: G. Mühlisch, H. Adolf, Kto. 302839902, BLZ 86010090, Postbank Leipzig, Stichwort: OFFENe HEIDe

E-Mail: info@offeneheide.de  Internet: http://www.offeneheide.de

Abs.: Christel Spenn, Schillerstraße 33, 39108 Magdeburg

Magdeburg, 21.07.2004

Liebe Freundinnen und Freunde der Colbitz-Letzlinger Heide,

wie schnell doch die Zeit vergeht. Elf Jahre hat die OFFENe HEIDe nun hinter sich gebracht und eigentlich könnten wir uns freuen, doch die momentane Situation läßt es nicht zu.


Der jetzige Entwurf einer Vereinbarung des Landes mit dem Bund sieht vor, dass die ursprünglich für das Jahr 2006 vorgesehene zivile Nutzung des Südteils der Colbitz-Letzlinger Heide entfällt und die Bundeswehr dieses Areal dauerhaft militärisch verwendet. Wegen der Betroffenheit mehrerer Ressorts und der besonderen Spezifik fordert die PDS die Einsetzung eines zeitweiligen Ausschusses "Vorbereitung der zivilen Nutzung der südlichen Colbitz-Letzlinger-Heide ab 2006" (Heide-Ausschuss). Bislang hat der Bundesverteidigungsminister diese Vereinbarung noch nicht unterzeichnet. Die PDS appelliert an die Landes-SPD, dieses Vorhaben zu verhindern und auf Bundesebene im Sinne einer zivilen Colbitz-Letzlinger Heide initiativ zu werden. Die PDS-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt wird sich zudem auch an Herrn Struck wenden. Mit persönlichen Briefen können wir wohl auch unsere Meinung dazu einbringen !

Am 28.Juli jährt sich der Beginn des 1.Weltkriegs zum 90.Mal, auf der Rückseite erinnern wir daran. Wird sich Herr Struck an die seine Verantwortung und die Versprechen der SPD im Zusammenhang mit der Heide entsinnen?

Am 3.7. fand im Letzlinger GÜZ ein Tag der offenen Tür statt, bei dem wir nur marginal vertreten waren .Wir sollten uns das nächste Mal besser darauf vorbereiten. Desto imposanter unser Fest-Protestwagen auf dem Sachsen-Anhalt-Tag in Aschersleben.

Unser Treffpunkt zum 133. Friedensweg am Sonntag, dem 1.August wird am Panzerdenkmal neben der neuen Heidestraße (östlich von Planken) um 14Uhr sein. Bitte stellt eure Autos nördlich der Straße ab, südlich davon liegt ein Trinkwasserschutzgebiet. Unsere 5 km lange Wanderung wird uns zur Schunkelhalle und nach Stullendorf führen, unterwegs gibt es wieder tolle Entdeckungen, allgemeinen Kuchentausch beim Picknick und vielleicht eine kleine Vogelkunde.

Unser nächstes Arbeitstreffen findet am Mittwoch, den 4.8. in Uchtspringe im Landgasthof 19Uhr statt. Mit freundlichen Grüßen

Familie Schrader +Joachim Spaeth

 

Peter Schütt
DAS GESICHT DES FRIEDENS

Woran der Friede zu erkennen ist,
fragt ihr.
1945, als ich
noch ein Junge war,
hab ich den Frieden
ins Land
kommen sehen
Er kam
als schwarzer Mann,
lächelnd, weit von Westen
her, über den Ozean,
aus einem Bretterbudendorf
am Mississippi

Er kam
weit aus dem Osten,
aus den Steppen Kasachstans
mit einem runden Gesicht
voller Lachen und
einem roten Stern
auf der Mütze
Er kam mit aschgrauem Haar,
doch mit einem Leuchten
in den Augen,
hervorgekrochen
aus dem Untergrund,
eine Jüdische Partisanin.
Woran der Friede
zu erkennen ist,
fragt ihr.
Am menschlichen Antlitz ,
sage ich.

 

Feldpostbriefe - Lettres de poilus - 1914 – 1918

" Es ist eine herrliche Zeit. Wir sitzen lange Strecken auf den Maschinengewehren, die auf offenen Wagen stehen. Wie einer sagte: "Man sieht nochmals alles, was man verteidigen soll." Unendliche Mengen von guten Dingen auf den Verpflegungsstationen, enorme Begeisterung überall. Wenn Du noch dabei wärst, wäre es die schönste Reise die ich je gemacht habe. "

10. August 1914
Hauptmann Heinrich von Helldorf

" Habe heute Abend nach sehr langem schmerzlichen Warten Euren Brief erhalten und gesehen dass Ihr noch Gesund und Munter seid. Ich bin auch noch Gesund und Munter Der liebe Gott hat mich beschützt. Er wollte noch nicht, dass ich am 15 und 16 Februar sterben sollte, wie so viele meiner Kameraden. Ach, lieber Vater, Mutter und Luise, was haben wir in den beiden Tagen nicht erlebt. Es ist nicht zu beschreiben und für Euch auch besser so. Wir haben 24 Stunden in einem durch in einer fürchterlichen Schlucht gelegen. Und viele Familienväter auf der Walstatt liegen lassen. Auch W. Heinemann aus Weseke und Speck, Johann aus Heke, der Dachdecker der uns damals das Haus dicht machte. Er war ein guter Freund von mir. Es waren fürchterliche Stunden. Unsere Kompanie hatte 7 Tote und viele Verletzte. Die Vierte im Ganzen 41 Mann Verluste. Am zweiten Abend mussten wir den Berg räumen, weil wir ihn nicht mehr halten konnten. Und so ging es in wilder Flucht zurück. Und ich hatte mich mit einigen Kameraden von der Kompanie getrennt und wir kamen in der Nacht wieder auf die rechte Strecke. Mehr will ich Euch mal nicht davon schreiben, denn es ist nichts für Euch."

" Alles ist uns zuwider und man lebt sehr stumpfsinniges wie ein Vieh in den Tag hinein. Nichts hat mehr Interesse für mich. Nur noch ein Gedanke, Friede, Friede, Friede! Aber Wann wird er kommen? Es kann wohl noch lang dauern. Lieber Vater, Du musst wenn es geht die Weiden abschneiden. Du kannst ja die Meisten weg geben. Nur viele Lange zum Besen binden, musst Du für uns weg stellen. Wenn ich, so Gott will, wieder komme. So werden die Besen wohl alle sein, die ich gemacht habe."

25. Februar 1915
Landwehrmann Ernst Wittefeld

"Gestern, oder Vorgestern beim Rapport wurden Briefe der gefangenen Deutschen vorgelesen. Warum? Ich habe keine Ahnung. Denn sie schreiben dasselbe wie wir. Das Unglück, die vergebliche Hoffnung auf Frieden. Diese ungeheure Dummheit all dieser Dinge. Diese unglücklichen Boches sind wie wir. Sie sind wie wir. Und das Unglück ist für alle Gleich. Wir verkommen zu Tieren. Ich fühle es bei den Anderen, ich fühle es bei mir. Ich werde gleichgültig, schal. Ich irre ziellos umher, ich laufe herum. Ich weiß nicht was ich tue. Und wenn ein flüchtiger Windstoß die Aschereste durchwühlt und die Glut wieder entzündet, dann bin ich von Allem was mich umgibt so angeekelt, das ich mir noch unglücklicher vorkomm."

28. Januar 1915
französischer Soldat Etienne Tountie


PS.: Der Bundesausschuss Friedensratschlag schlägt vor mit einer bundesweiten Aktion zum Antikriegstag zwischen dem 1. und 5. September an möglichst vielen Orten Passantenbefragungen zur EU-Verfassung durchzuführen. Dabei soll über die Militarisierung der EU und speziell über den militärischen Charakter der Verfassung informiert und aufgeklärt werden. Befragungszettel können bei uns empfangen werden, wir nehmen sie auch ausgefüllt zurück. Siehe dazu auch die Internetadresse:
http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/Europa/abstimmung.doc
.