Rundbrief Juli 2006

Kontaktadressen und Mitfahrbörse:
Christel Spenn, Immermannstraße 27, 39108 Magdeburg, ( 03 91 / 2 58 98 65
Dr. Erika Drees, Beethovenstr. 13, 39576 Stendal, ( 0 39 31 / 21 62 67, Fax 0 39 31 / 31 60 08
Joachim Spaeth, ( (01 60) 3 67 18 96

Spendenkonto: G. Mühlisch, H. Adolf, Kto. 302839902, BLZ 86010090, Postbank Leipzig, Stichwort: OFFENe HEIDe

E-Mail: info@offeneheide.de  Internet: http://www.offeneheide.de

Abs.: Christel Spenn Immermannstr.27, 39108 Magdeburg

Magdeburg, 21.05.06

Ich glaube daran, daß Gott sich jedem Menschenwesen offenbart,
daß wir jedoch unsere Ohren der Stimme des Gewissens verschließen.
Mahatma Gandhi

Liebe Freundinnen und Freunde der Colbitz-Letzlinger Heide,

 

ganz besonders fest werden die Ohren jetzt verstopft, damit Deutschland wieder kriegsfähig wird. Lasst uns ein bisschen an der Watte zupfen.

Wer zu Pfingsten Friedensweg macht, braucht sich nicht wundern, dass nicht alle kommen. Das ist entschuldigt. Leider ging unsere Rechnung mit den Feldjägern nicht auf. Die waren da und haben diesmal ihren Schabernack mit uns getrieben. Wir wollten nur den Jägersteig, der mitten durchs Niemandsland geht, benutzen. Links und rechts waren Sperrschilder. Vermutlich hatten sich tiefer im Wald Blindgänger versteckt. Die Feldjäger waren gereizt. Wir hatten uns in kleine Gruppen geteilt und waren nun zu dritt mit den Namenlosen im Jeep. Irgendwann stand ein Schild quer. Hier war Schluss! Mutig ging die erste Gruppe weiter. Unsere Begleiter blieben an der Grenze tatenlos zurück. Was haben die vor? Als wir uns umsahen, waren die anderen Gruppen verschwunden. Wir gingen zurück um nachzusehen, am Sperrschild und an den grinsenden Feldjägern vorbei. Dann kamen die Bummelanten um die Kurve... Es stellte sich heraus, dass die Soldaten nur das Verbotsschild verdreht hatten.

Ein Geheimtipp für Großeltern und Enkel und andere Geschichtsexperten: Das Kornhaus als Dorfmuseum. Voranmeldung bei Bürgermeister Jahn 03904/71247, Di 16:00-18:00 Uhr oder Frau Helmecke 03904/49817

Zum Tag der offenen Tür, am 08.07.06 im GÜZ, wo der mörderische Krieg als technische Spielerei verklärt werden soll, wollen wir zeigen, dass Frieden auch schön sein kann und zum Spielen besser geeignet ist. Wer sich an einer Aktion beteiligen will, meldet sich bitte bei einer Kontaktadresse oder kommt einfach hin.

Für Tobias Pflüger haben wir 40 Unterschriften gesammelt. Sind Eure Ohren auch verschlossen? Das sind zu wenig! Schaut noch mal auf die Rückseite des 155. Heidebriefes.

Die Verhandlung mit Alfred Fahldieck war mit 8 Freunden gut besucht. Nach kurzer Verhandlung hat der Richter, Herr Bormann, auf unbekannt vertagt.

Zu unserem 156. Friedensweg am Sonntag, dem 2.Juli laden wir Euch herzlich ein. Unsere 3 km-Wanderung beginnt um 17:00 Uhr in Osterburg,

Treffpunkt ist unser Stand, in den Krumker Schlosspark. Wir haben dort, auf dem 4. Altmärkischen Ökumenischen Kirchentag (www.kirchentag-osterburg.de) von 10:30 – 17:00 Uhr einen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten (Großer Markt) und wollen über unsere Arbeit berichten, neue Freunde gewinnen und bei manchen alten Bekannten den Ohrverschluss ein wenig lösen.

Das Arbeitstreffen wird am Mittwoch, dem 5.Juli um 19:00 Uhr, bei Fam. Schrader, Magdeburg, Langer Weg 8 stattfinden. Wir haben dann etwas Zeit über den Sinn und Zweck unseres Treibens zu reden.

Erika Drees wünschen wir gute Besserung.

Euer Hermann

Die Teufelchen Geschichten - Widerstand

 

"Widerstand? Was bedeutet das eigentlich genau?", fragt mein kleines rotes Teufelchen, nachdem es wie immer, meine E-Mails mit gelesen hat. Dabei sitzt es meist auf einem Lautsprecher meines Sound-Systems.

Ich versuche auszuweichen, jetzt bloß keine Diskussionen, und frage scheinheilig: "Wieso?"

"Na, du hast doch gerade geschrieben: 'Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.' Wieso wird Widerstand Pflicht, und was ist Widerstand überhaupt?."

"Ach, Teufelchen, das ist ein schwieriges Thema. Lass uns lieber mit dem Hund spazieren gehen."

"Nein, du willst dich nur drücken. Nun sag schon, es muss doch mehr dahinter stecken. Ist es was Gefährliches oder Verbotenes?"

"Nun gut, mein kleiner Satan. Ja, meist ist Widerstand verboten und gefährlich zugleich. Weil der, dem man widersteht, mächtiger als man selber ist. Oft muss man der Regierung, der Bürokratie oder dem Chef widerstehen, und das kann eine Menge Nachteile, in bestimmten Fällen sogar Gefängnis oder Tod bedeuten."

Teufelchen schaut mich prüfend an und fragt: "Also sind Leute, die Widerstand leisten, mutige Kämpfer, die heldenhaft für ihre Sache eintreten?"

"Schön wäre es ja, aber so einfach ist es nicht. Es gibt Leute, die zwar Widerstand leisten, aber dies ganz leise und vorsichtig tun, damit sie nicht erwischt werden. Manchmal geben sie nur den Text einer Rede oder den Beschluss einer Regierung weiter, die eigentlich geheim bleiben sollen. Das ist zwar auch mutig, aber nicht allzu sehr. Trotzdem kann diese Information wichtiger sein als lautes Kampfgeschrei. Andere lassen nur einfach Akten ein paar Tage oder Wochen liegen, bevor sie die bearbeiten, und das verschafft anderen Zeit zur Flucht oder zu Gegenmaßnahmen. Sieht auch nicht heldenhaft aus, ist aber ebenfalls wirksam. Oder sie schicken Züge und LKWs in falsche Richtungen und schaffen dadurch Zeit oder Verwirrung. Nein es geht nicht um Heldentum."

"Weißt du, Teufelchen", überlege ich weiter, "es ist auch Widerstand, wenn du in deiner Schulklasse nicht mit den anderen auf der Brillenschlange oder dem Dicken rumhackst. Oder wenn du in der Kneipe nicht beifällig nickst, wenn über Sozialschmarotzer, Penner und Türken gelästert wird. Wenn du dann sogar noch was gegen diesen Unfug sagst, leistet du Widerstand."

"Aber in der Kneipe, gibt das doch Ärger, seh ich doch bei dir immer." Das Teufelchen schaut mich zweifelnd an. "Deine Frau sagt dann jedesmal, reg dich nicht auf, das bringt doch eh nichts."

"Vielleicht bringt es nichts. Aber ein anderer Spruch lautet: Steter Tropfen höhlt den Stein – und deshalb ist es wichtig, immer wieder gegen Unrecht Widerstand zu leisten, auch wenn es im Moment nichts zu bringen scheint."

Teufelchen kringelt sich vor Vergnügen und sagt: "Ich hab auch so einen Spruch, der stammt sogar von dir: Am Ende der Argumente fliegen die Fäuste. Hihi, und dann wird es ein interessanter Abend. Ich erinnere mich da an die Skins, die..."

Ich stoppe seinen Redefluss, indem ich ihn vom Lautsprecher schubse. "Gewalt ist kein Mittel der Argumentation, und ich wende sie nur an, wenn mir kein anderer Ausweg bleibt. Auch dann sollte ich nicht unbedingt stolz darauf sein, und du schon gar nicht."

"Aber, aber", er hüpft aufgeregt hin und her, "zu Widerstand gehört doch auch Gewalt, zumindest die Bereitschaft zur Gewaltanwendung."

"Du hast Recht, Teufelchen, aber das ist ein zweischneidiges Schwert. Mit Gewalt beeindruckst du vielleicht deinen Gegner mehr als mit Intelligenz und Worten. Gleichzeitig forderst du aber auch Gegengewalt als Reaktion heraus. Mahatma Gandhi hat ohne Gewaltanwendung das waffenstarrende britische Empire bezwungen, ebenso Mikis Theodorakis und seine Freunde die griechische Junta. Dagegen ist der gewalttätige Widerstand der Tschetschenen gegen Russland und der Kampf der Palästinenser gegen Israel ohne messbare Ergebnisse geblieben."

"So leicht kommst du mir nicht davon." Das Teufelchen untersucht seine Hufe und grinst mich an. "Du findest Stauffenbergs Attentat auf Hitler doch richtig, wenn auch leider nicht erfolgreich."

"Stimmt, Teufelchen, aber die Folgen waren mehr als hart, gerade weil das Attentat nicht erfolgreich war."

(....)

"Hihi, du willst den Widerstand der reinen Herzen, sozusagen den unbefleckten Widerstand. Dürfen die Leute bei dir nicht lernen, sich nicht entwickeln?"

"Doch, das dürfen sie, und das müssen wir alle. Ich bin ja auch dankbar für den Widerstand des 20. Juli, ich hätte mir diesen Widerstand nur sehr viel früher und sehr viel besser geplant gewünscht. Es waren schließlich Generalstabsoffiziere, mit Zugang zu allen technischen Möglichkeiten, die es damals gab. Auch die Edelweißpiraten haben überall in Deutschland Widerstand geleistet, hatten praktisch keine Waffen und keinen Zugang zur Führung des Dritten Reiches, aber sie haben mutig gekämpft. Nur ist ihr Widerstand im Nachkriegsdeutschland nie offiziell gewürdigt worden. Im Gegenteil, es wird immer noch mit den Maßstäben der Nazis über sie geurteilt."

Das Teufelchen tritt wütend gegen meinen Aschenbecher: "Du meinst, die Jungs und Mädchen gelten immer noch als Verbrecher, während die Offiziere als Helden dastehen? Das ist doch völlig ungerecht. Warum macht da denn keiner was gegen? Das ist doch unfair."

"Teufelchen, bleib ruhig, es wird ja etwas zur Erinnerung getan, aber die Helden des 20. Juli waren so etwas wie ein Deckmäntelchen für die Neugründung der Bundeswehr. Wir mussten doch eine gute Bundeswehr haben, auch wenn sie eigentlich aus den Traditionen der Reichswehr kommt. Deshalb wird der 20. Juli so hoch bewertet. Das ist halt Politik."

Teufelchen dreht mir den Rücken zu und sagt sehr leise und nachdenklich: "Ich finde Politik Scheiße."

© Jochen Hoff Dezember 2003 http://www.duckhome.de/tb