Rundbrief Februar 2000

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Helmut Adolf, Vor der Teufelsküche 12, 39340 Haldensleben, ( 0 39 04 / 4 25 95, Fax 0 39 04 / 46 49 33
Dr. Erika Drees, Beethovenstr. 13, 39576 Stendal, ( 0 39 31 / 21 62 67, Fax 0 39 31 / 31 60 08
Joachim Spaeth, ( (01 72) 3 99 42 62

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Abs.: Helmut Adolf, Vor der Teufelsküche 12, 39340 Haldensleben

Haldensleben,

Liebe Freundinnen und Freunde der Colbitz-Letzlinger Heide,

der 79. Friedensweg findet am Sonntag, den 06. Februar 2000 um 14 Uhr statt. Treffpunkt ist in Hütten der "Platz des 11. August". Das erinnert uns an den Tag des Überfalls der Bundeswehr auf die Heide und um die juristische Auseinandersetzung um die Nötigung des Bundeswehroffiziers, die ja für unsere Freunde* immer noch am Laufen ist. Zunächst geht es ein Stück die Betonstraße entlang zum Kundgebungsplatz. Wem dieser Weg zu weit ist, kann noch ein Stück mit dem Auto hinterher fahren und es dann auf dem Parkplatz abstellen. Linker Hand erreichen wir das Naturschutzgebiet "Planken-Osterstege, welches seinen Schutzstatus durch die Verschleppungstaktik der zuständigen Behörden verloren hat, die nicht einmal in der Lage waren, dem Punkt 8 (gemeinsame Sicherstellung von für den Naturschutz wichtigen Gebieten) des jämmerlichen Heidekompromisses nachzukommen. Immer wieder werden uns Gesetzesbrüche vorgeworfen, angefangen bei der eben erwähnten "Nötigung" über das Verschieben von Kriegswaffen bis hin zum Verstoß gegen das Versammlungsrecht, eine Verfügung für den Friedensweg ist auch schon da, aber die Bundeswehr hält sich auch nicht an Gesetze, wie sich bei den Bestimmungen zum Naturschutzgebiet zeigt. Oder wie sieht es mit der Sonntagsruhe aus, wenn auch am Wochenende geübt wird? Wie sehr es bei den Ordnungsamtsverfügungen um die Abwehr von Gefahren für Leib und Leben geht, haben uns die lustigen Salchauer auf dem Pferdewagen gezeigt. Die eigentliche Kundgebung findet an der Betonstraße statt, bis dahin haben wir 3,5 km vom Ausgangspunkt zurück gelegt. Nach der Kundgebung findet sich noch die Gelegenheit für einen Blick in die Natur, um zu verstehen, warum das Gebiet Naturschutzgebiet werden soll. Insgesamt kommen für die TeilnehmerInnen, die die gesamte Wegstrecke nehmen, etwa 8 km zusammen. Wer sich für die kürzere Tour entscheidet und am Kundgebungsplatz umkehrt, muss 3 km gehen.

Das Arbeitstreffen findet am Mittwoch, den 09. Februar 2000 um 19 Uhr bei Wehdes in Lindhorst statt.

Euer

Helmut Adolf

Ehepaar Voß aus Stendal gibt nun ein paar Eindrücke von ihrer Reise an die Müritz wieder. Ungestörte Naturpark-Romantik ist für uns noch Vision.


Müritz-Nationalpark

Aus einer Staatsjagd und einem Panzerschießplatz wird ein Nationalpark !

Mecklenburg blieb im 19.Jahrhundert trotz einsetzender Technisierung ein dünnbesiedeltes agrarisch geprägtes Gebiet. Erst 1820 wurde hier die Leibeigenschaft aufgehoben. Die Macht der Gutsherren war damit aber nur geschmälert, nicht gebrochen. Mecklenburg war ein Land der Gutsherren und Katen.

1931 erfolgt die Unterschutzstellung des ersten Gebietes, in diesen Jahren erlebt der Fremdenverkehr an der Müritz seinen 1. Aufschwung.

1937: Der Großverleger aus Leipzig Dr. Kurt Herrmann lässt sich in Speck ein Jagdschloss bauen. Hier werden in den nächsten Jahren Jagden mit Nazi-Größen veranstaltet !

Im Juli 1934 vernichtet ein Großbrand 2000 ha Kiefernforste zwischen Klockow und Granzin.

Diese Fläche wurde nach dem 2.Weltkrieg von der Roten Armee als Panzer-Schießplatz genutzt.

Bis 1993 die GUS-Truppen abzogen, war eine natürliche Wiederbewaldung nicht möglich.

Das Betreten dieser Flächen ist auch heute noch lebensgefährlich. 1949 entsteht das Naturschutzgebiet "Ostufer Müritz".Es umfasste ca. 5000 ha.

1952 kommt das Naturschutzgebiet "Serrahn" hinzu.

1953 wird eine Vogelschutzstation in Serrahn eingeweiht. Die Beschäftigten behandeln auch waldbauliche und wildbiologische Themen. 1954 wird die "Staatliche Lehrstätte für Naturschutz" im Müritzhof eröffnet. Hier erfolgt die Ausbildung von haupt- und ehrenamtlichen Naturschutzhelfern. Es ist die erste Lehranstalt dieser Art in Europa!

Ab 1970 werden weite Ländereien (25000 ha) am Ostufer der Müritz zum Staatsjagdgebiet erklärt, darunter sind auch Teile des Naturschutzgebietes "Ostufer Müritz".

Gegen Ende der DDR-Regierungszeit mehrten sich die Stimmen, die eine Beendigung der Staatsjagd und eine konsequente Durchsetzung der Naturschutzbestimmungen im Umfeld der Müritz forderten.

Im Dezember 1989 erfolgte die Gründung der "Bürgerinitiative Müritz - Nationalpark".

Am 1.Juli 1990 wurde das Müritzgebiet als Nationalpark ausgewiesen, mit Wirkung vom 1.Oktober 1990 treten die Schutzbestimmungen per Verordnung in Kraft.

Am 1.Juli 1991 wird das Nationalparkamt eröffnet. Es ist die einzige Einrichtung dieser Art in Deutschland. Ihm unterstehen die 10 Großschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern.

Mitglieder der "Bürgerinitiative Müritz-Nationalpark" setzten sich zusammen und formulierten das Nationalparkprogramm aus.

In der Nationalparkverordnung ist der Schutzzweck für das Gebiet festgelegt:

Schutz der großflächigen typisch mecklenburgischen Wald- und Seenlandschaft.

Der Nationalpark wurde in 3 Bereiche unterteilt, die als Schutzzonen bezeichnet werden: Kern-, Pflege- und Entwicklungs- Bereich.

Im Kernbereich (Schutzzone I ) findet keine menschliche Nutzung mehr statt. Lediglich die Gebäude auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz wurden abgerissen.

Im Pflegebereich (Schutzzone II ) sind zur Aufrechterhaltung des derzeitigen Zustandes (vom Menschen geschaffene Kultur- Landschaften ) pflegende Eingriffe notwendig.

Die Entwicklungsbereiche (Schutzzone III ) sollen in Zukunft zur Schutzzone I oder II überführt werden.

Der Nationalpark wurde zum Besuchermagnet, der der einheimischen Bevölkerung Verdienstmöglichkeiten im Fremdenverkehr beschert. Trotzdem kommt es bei der Durchsetzung der Nationalparkverordnung zu Konflikten mit der ansässigen Bevölkerung.

Die Mitarbeiter der Forst fürchteten um ihre Existenz, weil die Wälder langsam in einen naturnahen Zustand überführt werden sollen. Die Lösung sieht so aus: Sie werden von der Nationalpark Verwaltung übernommen und als Naturfremdenführer und Ordnungshüter eingesetzt.

In den vielen Seen wird seit Urzeiten gefischt. Auch jetzt werden viele Seen (aber nicht alle) an einheimische Fischereien verpachtet, allerdings mit Auflagen, die dem Naturschutz gerecht werden.

Der zunehmende Fremdenverkehr erfordert einen Ausbau der Infrastruktur. das bereitete den Verantwortlichen einige Kopfschmerzen: Eine verbesserte Infrastruktur lockt noch mehr Touristen an, das könnte sich nachteilig auf die Natur auswirken! Im Oktober 1991 wurde ein Zweckverband der Anliegergemeinden gegründet, mit dem Auftrag, sich um die anstehenden Fragen der Verkehrsplanung und der Entwicklung der touristischen Infrastruktur im Umfeld des Nationalparks zu beschäftigen.

Das Nationalparkamt ließ eine Studie -"Sozioökonomieprojekt"- anfertigen. Diese Studie analysiert die sozialökonomische Situation in den Dörfern, schätzt die Möglichkeiten zur touristischen Entwicklung ab, begleitet und berät touristische Projekte und steckt einen Handlungsrahmen für das Nationalpark Amt ab.

Das gesamte Wander- und Radfahrer- Wegenetz ist ca. 500 km lang. Es gibt 30 Rundwanderwege, die alle mit Symbolen gut ausgeschildert sind.

Von Seiten des Nationalparkamtes und von privaten Anbietern werden fachkundige Führungen angeboten. Überdachte Rastplätze und Beobachtungsstützpunkte laden zum Verweilen ein.

In fünf Informationszentren kann man sich über alle Angelegenheiten des Nationalparks Auskünfte holen.

Eine Broschüre vermittelt Informationen über die Natur und die Geschichte des Gebietes rund um den Müritzsee. Außerdem enthält sie detaillierte Beschreibungen der Wanderrouten mit Wegeskizzen, sowie umfassende Angaben zur Bedeutung und den Aufgaben des Naturschutzes dieses Gebietes.

Auf das Gebiet unserer Colbitz-Letzlinger Heide angewandt: Eine derartige Broschüre, die ebenfalls das weitere Umfeld mit einbezieht (Tangerhütte, Tangermünde, Stendal, Staats, Gardelegen, Letzlingen, Haldensleben, Wolmirstedt) würde den Tourismus in diesem Gebiet sehr zum Vorteil sein.